Commerzbank – das war es mit dem Milliardenüberschuss

Gewinneinbruch

Nach einem Gewinneinbruch im ersten Halbjahr verabschiedet sich die Commerzbank endgültig von ihrem Milliardenziel für dieses Jahr. Es wird im Zwischenbericht des Frankfurter Dax-Konzerns beschrieben, dass durch das Niedrigzinsumfeld und die anhaltende Kundenzurückhaltung Erträge trotz Wachstum weiter belastet würden.

Das operative Ergebnis und das Konzernergebnis für das Gesamtjahr 2016 werden daher unter dem Vorjahr liegen werden.

Als die Aktie um mehr als acht Prozent nach unten ging, rutschte sie zeitweise auf ein Rekordtief von nur noch gut 5,27 Euro. Somit hat die Aktie seit Jahresbeginn rund 45 Prozent an Wert eingebüßt. Finanzvorstand Stephan Engels macht sich keine Sorgen um die Stabilität der Commerzbank. Es sei weit entfernt, eine neue Bankenkrise zu beschreien. Auch der europäische Stresstest letzte Woche hätte gezeigt, dass die Institute viel besser dastünden als vor einigen Jahren.

Die Commerzbank hatte zuletzt noch gehofft, dass sie die gut eine Milliarde Euro Überschuss aus dem Vorjahr hätten wiederholen können. Das hatten sie aber schon direkt als ambitioniert bezeichnet. Ursprünglich hatte der Vorstand – noch unter dem damaligen Chef Martin Blessing – sogar Zuwächse in Aussicht gestellt. Um zumindest einigermaßen auf Kurs zu bleiben, dreht die Bank auch an der Gebührenschraube bei Privat- und Firmenkunden.

In den ersten sechs Monaten 2016 brach der Überschuss um mehr als 40 Prozent auf 372 Millionen Euro ein, wie die Bank bereits vor einer Woche mitgeteilt hatte. Der operative Gewinn sackte in der gleichen Größenordnung auf 615 Millionen Euro ab. Das Zinstief machte der Commerzbank ebenso zu schaffen wie die Unruhe an den Kapitalmärkten. In der zweiten Jahreshälfte will der neue Vorstandschef Martin Zielke seine Strategie vorlegen, mit der er das Ruder herumreißen möchte.

Schwieriges Zinsumfeld

Das Niedrigzinsniveau macht vor allem dem Mittelstandsgeschäft zu schaffen, das lange der mit Abstand größte Gewinnbringer des Konzerns war. Noch stärker geriet das Investmentbanking unter die Räder. Dagegen verdiente die Bank im Privatkundengeschäft mit 371 Millionen Euro 13 Prozent mehr als in den ersten sechs Monaten des Vorjahres – auch dank rund 58 Millionen Euro Sondergewinn aus dem Verkauf der Anteile am europäischen Arm des Kreditkartenanbieters Visa.

Das Privatkundengeschäft hat sich in den vergangenen knapp vier Jahren vom Sorgenkind zum Ertragsbringer entwickelt. Etwa 940 000 zusätzliche Kunden hat die Bank seit 2013 gewonnen. „Wir sind sehr sicher, dass wir bis zum Jahresende unser Ziel von einer Million zusätzlicher Kunden im Privatkundengeschäft erreichen werden“, sagte der seit Mai amtierende Privatkundenchef Michael Mandel den Nachrichtenagenturen dpa und dpa-AFX.

Am kostenlosen Girokonto sowie einem umfangreichen Filialnetz mit aktuell bundesweit 1050 Standorten will die Bank festhalten und Strafzinsen für Privatkunden vermeiden: „Aktuell planen wir nicht, bei Privatkunden einen Preis auf deren Einlagen zu schreiben und Negativzinsen zu erheben“, sagte Mandel.

Gebührenerhöhung

An anderer Stelle ziehen die Gebühren an, etwa bei Kreditkarten, Wertpapierdepots und für Überweisungen, die am Schalter abgegeben werden. Auch Geschäftskunden müssen sich auf höhere Preise einstellen. Als Marktführer im Mittelstandsgeschäft sieht sich das Institut dabei nach Angaben von Finanzchef Engels als Vorreiter für die Branche.

Nachbessern muss die Commerzbank bei ihren Kapitalpuffern. Im jüngsten Stresstest der europäischen Bankenaufseher sackte die harte Kernkapitalquote im Krisenszenario auf 7,4 Prozent ab. Das war der achtschwächste Wert aller 51 überprüften Großbanken. Ende Juni wies die Bank 11,5 Prozent aus. Den Rückgang um 0,5 Punkte seit Ende März erklärte das Institut unter anderem mit verschärften Vorgaben bei der Berechnung von Risiken im Tagesgeschäft. Bis 2019 muss die Bank 11,75 Prozent erreichen. Eigenkapital gilt als Puffer für Krisenzeiten.

Für die geplante Dividende legte der Vorstand im ersten Halbjahr 10 Cent pro Anteilsschein zurück. Damit steuert die Bank wie im Vorjahr auf 20 Cent Ausschüttung je Aktie zu. Es wäre nach langer Durststrecke für die Anteilseigner die zweite Dividende in Folge.